Die Entscheidung fiel vor drei Monaten: Die Offenbacher Galeria-Filiale, von den meisten immer noch Kaufhof genannt, wird zum 30. Juni 2023 schließen. Das teilte Galeria-Karstadt-Kaufhof den Beschäftigten und der Stadt im März dieses Jahres mit. Der Warenhauskonzern hatte im Oktober 2022 – nach 2020 bereits ein zweites Mal in kurzer Zeit – Insolvenz anmelden müssen. Und das, obwohl er 2020 rund 680 Millionen Euro Staatshilfe erhalten hatte. Durch die erneute Insolvenz verliert der Bund nicht nur knapp 600 Millionen Euro und damit einen Großteil der vor drei Jahren geleisteten Hilfen. Viel schlimmer: Die Schließung der insgesamt sieben Filialen in Hessen sorgt dafür, dass mehr als 600 Beschäftigte ihre Arbeitsplätze verlieren. Darunter fallen auch die der Offenbacher Kolleginnen und Kollegen. „Nicht dauerhaft hinreichend wirtschaftlich tragfähig“ sei die Filiale in Offenbach.
Auch wenn sie dafür nicht die geringste Verantwortung tragen, sind die Beschäftigten nun die Leidtragenden. Und die Offenbacher Innenstadt verliert eines ihrer traditionsreichen Herzstücke, mit dem die meisten Offenbacher aufgewachsen sind. Die konkreten Gründe für die Schließung sind vielschichtig. Sicher trug eine grundsätzlich und insbesondere seit der Pandemie immer prekärer werdende Situation des Einzelhandels dazu bei, aber auch fehlerhaftes Management und eine falsche Politik, die es versäumte, vor allem nach 2020 konkreten Einfluss auf die Entscheidungen des Warenhauskonzerns zu nehmen.
Das grundsätzliche Problem jedoch liegt tiefer. Es ist die Organisation der Gesellschaft nach kapitalistischer Profitlogik. Sie führt zu immer höheren Mietpreisen, zur Verdrängung kleinerer Einzelhandelsgeschäfte aus den Stadtzentren, zu Schließungen traditionsreicher und beliebter Geschäfte, zu Personalabbau/Entlassungen und letztlich zum Aussterben von Innenstädten. Darunter leiden alle Offenbacher, aber natürlich die von den Entlassungen Betroffenen am meisten. Ihnen gilt unsere volle Solidarität!
Eine wachsende Großstadt wie Offenbach, die mit aufwendigen Wirtschaftsförderungsprogrammen goße Konzerne anziehen will, sollte seine Innenstadt nicht noch weiter verkommen lassen. Das heißt in diesem Fall auch, dass ein Kauf der Immobilie und eine sinnvolle Folgenutzung in die Wege geleitet werden sollte. Vor allem aber sollte die Stadt die von der Kaufhof-Schließung betroffenen Beschäftigten nun bestmöglich unterstützen!
Solidarität mit den Beschäftigten!
Für ein Recht auf Arbeit!
Für eine solidarische Stadtpolitik!
Für eine lebenswerte Innenstadt!