„Haste mal ‘n Euro? Dafür schenk‘ ich Dir ‘n Krankenhaus!“ Frei nach diesem Motto übernahm 2013 der Krankenhauskonzern Sana das Klinikum Offenbach – ein Schnäppchen, denn Stadt und Land übernahmen mehrere Hundert Millionen Euro Schulden. Dies ist ein Beispiel für viele, oft kam es zu Verkäufen weit unter Wert. Die deutsche Krankenhauslandschaft wird von einer Privatisierungswelle geradezu überschwemmt. Zwischen 1991 und 2015 hat sich in Deutschland der Anteil privater Kliniken mehr als verdoppelt, nämlich von 15% auf mehr als 35%. Damit ist Deutschland Spitzenreiter in Europa bei der Privatisierung von Krankenhäusern. Unser Gesundheitswesen – eigentlich ein Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge – entwickelt sich mehr und mehr zu einer Gesundheitsindustrie, bei der die Erzielung von Profit Hauptmotiv ist.
Die Krankenversorgung verliert dabei den kranken Menschen zunehmend aus dem Blick. Schon bei der Aufnahme im Krankenhaus werden Patienten als Verlustposten oder Erlöseinbringer „vorsortiert“. Die Folge ist, dass bei diesem auf Rentabilität und Effizienz ausgelegten System Patienten bevorzugt werden, mit denen man Geld verdienen kann. Menschen, die der ärztlichen und psychosozialen Hilfe am meisten bedürfen, wer- den an den Rand gedrängt, da sich der Aufwand mit ihnen nicht rechnet.
Die Frage, ob eine solche Rentabilitätsmedizin den Namen Medizin noch verdient, darf zu Recht gestellt werden.
Aber auch aufseiten des Personals fällt bei privatisierten Kliniken die Bilanz ernüchternd aus. Durch Einführung der sogenannten Fallpauschalen wird der Trend zur Reduzierung von Personalkosten verschärft und führt zu einer weiteren Arbeitsverdichtung für alle Beschäftigten – im Pflegebereich deutscher Privatkrankenhäuser zum Beispiel um zehn bis 20%. Die Bettenanzahl geht zurück, die Bettenbelegungsquote steigt. Und es ist kein Geheimnis, dass nach Krankenhausprivatisierungen eine Tarifflucht der Arbeitgeber in Gang kommt und Tariflöhne um durchschnittlich 10% fallen.
Eingespart wird auch beim Arzt-Patienten-Kontakt. Den Ärzten werden zusätzliche administrative Aufgaben, etwa im Rahmen der Fallpauschale und der Qualitätssicherung, aufgebürdet. Dabei kommen Gespräche mit den Patienten zu kurz. Durch das Diktat der Ökonomie werden die Tätigkeiten der Heilberufe in ein enges Zeitkorsett gezwängt: wenn man einspart, dann zuerst an der Zeit. Persönliche Zuwendung und Betreuung – nach ärztlichem Selbstverständnis eigentlich ein zentraler Punkt der Therapie – werden so verhindert. Die Krankenhausprivatisierung in Deutschland unter kapitalistischer Profitlogik ist ein Irrweg und bedeutet den Ausverkauf der Daseinsvorsorge. Alle fortschrittlichen gesellschaftlichen Kräfte sind aufgerufen, sich dieser fatalen Entwicklung entgegenzustellen.